
Jeder Weg ist anders!
Der Begriff "TRANS" steht im klassischen Sinn für die Bewegung
von einem Punkt zum Anderen.
Der Begriff beschreibt die Zeit während dieser Bewegung.
Da ich mich immer in einem Übergangsprozess befinde ist der
Begriff "TRANS" für mich keine Beleidigung sondern eine sehr
zutreffende Beschreibung meines Lebensweg.
"Trans" sein sucht man sich nicht aus, man ist es!
Alter: 55 Jahre
Wechsel MzF mit 25 Jahren
Wechsel FzM mit 45 Jahren
Wechsel MzF mit 52 Jahren
Beziehung: ja
Operiert: nein (aus Überzeugung)
Brust: 95C (hormongewachsen)
Größe 196cm
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Frühe Kindheit
Zu Anfang habe ich das "Jungen-sein" nie hinterfragt. Das war einfach so und es war auch nie schlecht oder schlimm für mich. Ich lebte einfach ein Jungenleben in leicht introvertierter Form. Weniger Kontakt zu anderen war mir lieber als zuviel.
Ich spielte gerne mit "Airfix"-Soldaten die ich gegen irgendwelche Stofftiere von mir kämpfen ließ.
"BigJim" & "Barbie"-Puppen fand ich spannend denn ich konnte mich in ihnen
in bestimmten Bereichen wiederfinden.
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Teenageralter
Um die 10 Jahre alt merkte ich, das ich eine ausgeprägte Affinität zu Mädchen hatte. Ich fühlte mich bei ihnen wohler als mit Jungs. Blöd nur, das Mädchen in diesem Alter Jungs ziemlich doof finden. Somit blieb ich eher alleine und "bastelte" mir meine Phantasiewelt.
Ich lebe auf einer Insel, nahe dem Festland. Ich sehe die Menschen wie sie leben und Spaß haben. Auf meiner Insel aber lebe ich ein Leben als Mädchen und keiner sieht mich.
Ich erschuf mir meine eigene kleine Welt, in der ich die sein konnte die ich mir vorstellte.
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Mittleres Teenageralter
Mit etwa 15 Jahren merkte ich das hier ein Impuls in mir schwelgt der einfach nicht weniger wird. Die Vorstellung ein Mädchen zu sein wurde immer ausgeprägter. Erste Kontakte zu Mädchen empfand ich sehr schön, da ich oft ihr Verhalten im Geiste kopierte und mich an ihrer Stelle sah.
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Die Zeit ab 18
Ich leistete meinen Wehrdienst in München, arbeitete danach im Nationaltheater in München und gründete mit etwa 21 Jahren das werbetechnische Unternehmen Deko-Sign.
Ich lernte eine Frau kennen die zwei 6-monatige Zwillinge mit in die Beziehung brachte. Ich bekam die Chance eine Familie entstehen zu lassen.
Anfangs bediente ich die klassische Vaterrolle die ich gut ausfüllte. Nach etwa 7 Jahren aber merkte ich das ich meinem Wunsch ein Leben als "junge Frau" zu leben nicht weiter aus dem Weg gehen konnte.
Es geht los...
Die 1. Veränderung
Ich besuchte zig Therapeuten die zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig Ahnung von diesem Thema hatten.
Meinem rethorischen Talent war es gedankt, das ich sie mit Informationen über mich förmlich überschüttete und sie schnell davon überzeugen konnte das dies der richtige Weg für mich sei.
Eine Hormontherapie und jahrelange Medikation machten aus mir die junge Frau, die ich so lange ersehnt hatte.
Für meine Familie war diese Veränderung eine sehr schwere Zeit und es blieb nicht aus, das es oft so war, dass sie mich und meinen Weg einfach nicht verstanden und somit sehr irritiert zurück blieben.


Die 2. Veränderung
Mit 45 wurde ich neugierig wie denn wohl der "Mann" in mir wäre, wenn ich ihm die Chance geben würde sich meinem Leben vorzustellen.
Nicht schlimmer, als wenn man einem Gefühl nicht nachgehen würde. Wie würde es sich gesellschaftlich Anfühlen?
Wie käme er bei Menschen an? Wie würde ich mich fühlen?
Wie wäre es von einem anderen Menschen dafür begehrt zu werden wenn man einen Mann darstellt?
Ein Gedanke der mich nicht mehr losgelassen hat.
Ich entschied mich diesem "Mann" eine Chance zu geben und ihn in meinem Leben willkommen zu heißen.
Willkommen der Herr!
Ich machte eine Testosterontherapie und im Laufe von 2 Jahren bekam mein Körper alle typischen männlichen Merkmale zurück. Bart, Kopfhaarverlust, Brusthaare, Libido, Muskeln usw.
Ich ließ mir die Brüste absaugen, was die beste Entscheidung war wie sich später rausstelle sollte. Mein Geschlecht fing wieder an sich einer männlich funktionalen Stufe anzupassen.
Ich machte alles was in meiner Vorstellung ein typischer Mann tat.
Survivalkurse, Haus bauen, Bäume pflanzen, Oldtimer sammeln.
Ich habe kaum ein Klischee ausgelassen.
Nur Fußball habe ich nicht auch noch gespielt. Ich wurde zu einem ganzen Kerl. Eines habe ich dabei jedoch nicht richtig eingeschätzt. Die Wirkung eines großen Mann (1,96cm) auf die Damenwelt.
Immer wieder kam es vor das Frauen in mir den "großen stattlichen Mann" gesehen haben, der stellvertretend für ihren unterschwelligen Beschützerinstinkt stand. Anfangs fand ich das noch spannend und interessant. Bald jedoch empfand ich es als unpassend und sogar unangenehm. Ich wollte nicht der "Wünscheerfüller" für Frauen sein die gewisse Sehnsüchte in mich hineininterpretierten.
Es stand 2011 die langsame Firmenübergabe an meinen Sohn an. Ich zog mit meiner Firma in unsere neues Firmengebäude nach Fürstenfeldbruck welches ich designt habe und bauen ließ.
Der Standortwechsel von München nach FFB war ein großer Schritt für mich und erforderte all meine Kraft als Mann.
Wir gründeten eine GmbH, mein Sohn übernahm die Firma und ich arbeite seither aus der 2. Reihe dem Team zu.
Mit der Zeit merkte ich aber das dieses Experiment "Mann" für mich nochmal überdacht werden wollte.
Der Mann war nie schlecht oder falsch,
er war einfach für mich nicht passend auf die Dauer.
Immer wieder ertappte ich mich dabei das ich mir weibliche Brücken zu meinem inneren "ich" baute. Ein Gefühl das sich befremdlich anfühlte. Denn ich wollte doch nun ein Mann sein.
Dieser Zustand erreichte seinen Höhepunkt nach einem schweren Arbeitsunfall. Ich der Rehaphase stellte ich mir die Frage, das wenn ich so viel Glück hatte und wieder gesund wurde, wie ich dann die kommenden Jahre leben möchte.
Die Entscheidung wieder dort hin zurückzukehren wo ich die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe kam dann 2018.
Acht Jahre als Mann waren genug um mir ein Bild von ihm zu machen.
Es war eine gute Zeit, eine schöne Zeit, eine erfahrungsreiche Zeit.
Aber auch Zeit ein Resüme zu ziehen.
Ich möchte wieder zurück!
Ich stand vor der Frage ob ich vor mir selbst überhaupt noch bestehen kann. Wie werde ich aussehen? Gebe ich ein lächerliches Bildnis für mich selbst ab?
Wie wird mein Umfeld auf mich reagieren? In FFB kennt mich ja niemand von früher. Wie wird mein Körper diese
erneute Strapaze mitmachen?
Alles Fragen, auf die ich keine Antwort hatte. Ich wußte nur das wenn ich es nicht angehe diesen Wechsel erneut zu machen ich die kommenden Jahre nicht glücklicher werden würde.
Ich habe eine neue Östrogentherapie begonnen und den Körper drittes Mal meinem Gefühl angepasst.
Die 3. Veränderung
Zurück zum Anfang
Es ist wie "Nach Hause kommen "
von einer langen Reise.

Mein Arzt meinte das in kürzester Zeit mein Körper wieder zu dem wurde wo ich ihn mit 45 Jahren "verlassen" habe.
Der Busen wuchs sofort wieder auf 95C.
Die Haare im Gesicht und am Körper wurden weniger und am Kopf wuchsen sie wieder.
Aber vielmehr veränderte sich wieder meine Psyche in die die Richtung die mir während der Jahre als Mann verloren gegangen schien. Die Empthie, Feinsinnigkeit und Denkweise kamen alles wieder zurück. Es war eines der schönsten Momente während meiner erneuten Transistion mich als den Menschen zu spüren den ich von früher gewohnt war. Ich durfte wieder "die" sein, dich ich im Grunde meines Herzens verlassen habe um auf eine Reise zu gehen und wieder heimzukommen.
Ich denke das ich für den Moment angekommen bin. Es ist alles gut so und es fühlt sich richtig an. Entscheidungen zu hinterfragen und seinem Gefühl und seinem Gewissen nach zu ändern oder anzupassen ist nichts verkehrtes.
Schlußwort
Leben & Veränderung
Es gibt kein Leben das immer gleich ist und das immer den gleichen Status hat. Leben bedeutet Veränderung - und bei manchen Menschen halt eine Veränderungen die für Außenstehende schwerer nachvollziehbar sind.
Doch wir leben nicht für das Ansehen der Anderen - nein, wir leben mit ihnen.
Und es liegt an uns wie wir dieses Leben führen möchten. Authentisch oder angepasst?
Selbstreflektiert oder fremdbestimmt?
Egal wie Du Dich entscheidest es bleibt immer die eigene Entscheidung, nie die der Anderen.
Und das ich wichtig. Nur darum geht es.
Bleib bei dir und sei dir treu.
Alles andere kommt von alleine.
